Viele Freifunker kennen das: Man ist der erste und hat keinen Kontakt zur „großen Wolke“. Auch wenn sich einige Freunde in der Umgebung mit anschließen, solange kein Kontakt zur großen Wolke besteht, bleibt das Freifunk-Erlebnis doch ziemlich unspektakulär. Warum also den ganzen Aufwand betreiben und mitmachen? Warum nicht warten, bis sich die Lücke zu zum lokalen Netz schließt?
Um verstreute Netze – kleine und große miteinander zu verbinden, gibt es nun das FreifunkVPN-Projekt. Denn, mittels VPN-Technik ergibt sich die Möglichkeit einzelne Wolken über das Internet mit einem Tunnel zu verbinden und so die Freifunkwolken in einer Stadt und sogar die Netze verschiedener Städte in einem gemeinsamen überregionalen Freifunk-Netz zu vereinen. Dies ermöglicht nun auch den Freifunkern in kleinen Netzen mit größeren Freifunk-Wolken in Kontakt zu treten und so direkt mit entfernten Teilnehmern zu kommunizieren – ein starker Motivationsschub. Auf der WE.FUNK06 ist die Idee konkret vorangetrieben worden. Freifunker aus Weimar, Leipzig und Berlin machten konnten nun die ersten Erfolge verzeichnen und die Netze von Weimar und Leipzig in einer prototypischen Einrichtung zusammenschalten. Ein Jahr zuvor hatte man an gleicher Stelle erste Überlegungen getroffen, nun konnte die zwischenzeitliche, sehr instabile Kopplung (mit viel NAT gewürzt) deaktiviert werden, mit einer skalierbaren Lösung in Griffweite.
Möglich wird die Kopplung der Netze durch die Installation von so genannten VPN’s – Virtuellen Privaten Netzwerken werden. Ein Virtual Private Network ist ein Computernetz, das zum Transport privater Daten ein öffentliches Netz (zum Beispiel das Internet) nutzt. Teilnehmer eines VPN können Daten wie in einem internen LAN austauschen. Die einzelnen Teilnehmer selbst müssen hierzu nicht direkt verbunden sein. Genauso wie einzelne Freifunk-Router in einem lokalen Netz können die „Freifunk-Wolken“ der verschiedenen Städte verstanden werden. Diese können dann durch Links miteinander vernetzt werden. Nicht nur ein stadtweites Netz, sondern ein großes Freifunknetz ist das Ergebnis. Die freien Netze von Weimar und Leipzig konnten experimentell über eine Kabelverbindung per DSL miteinander verbunden werden. Nun soll das Verbund-Experiment dauerhaft weitergeführt werden.
Auch bisher konnte sich theoretisch jeder mit entfernten Netzen über Tunnel und VPN verbinden. Dies verlangte jedoch spezifische Kenntnisse und einen nicht unbeträchtlichen Konfigurationsaufwand. Indem wir einige Server der verschiedenen Freifunk-Netze dauerhaft miteinander koppeln, bestehen die Verbindungen zwischen den Netzen ohne dass Teilnehmer eines Netzes ihren Computer konfigurieren müssen, um gleichzeitig in verschiedenen Netzen präsent zu sein. Die Konfiguration von VPN-Verbindungen auf einzelnen Rechnern zum Beispiel für Audiostreaming entfällt hierdurch. Die Freifunker hoffen nun, dass sie bald in der Lage sein werden die notwendigen Rechnerkapazitäten und DSL-Verbindungen zur Verfügung zu haben, um das Experiment dauerhaft fortzuführen.
Ein detailliertes Bild der Netze und des Verkoppelungsexperiments Weimar-Leipzig gibt es auf wiki.freifunk-leipzig.public-ip.org/index.php/NetzkopplungWeimarLeipzig.
Egmont hat zu diesem Thema im Freifunk-Wiki (freifunk.net/wiki/FreifunkVPN) eine Seite angelegt und erklärt wie die Implementierung der Idee aussieht. (Artikeltext u.a. auf Basis von Egmont)