Ein Jahr in Kabul. Ein kleine Odyssee – das Geld für den Flug geht vom Honorar ab, also suche ich mir die billigste Variante. Von Berlin geht es nach Frankfurt am Main für 28 Euro. Den Tag verbringe ich dort und nehme am Abend einen Flug nach Dubai für 198 Euro. Im besten Falle würde ich dort dann gleich noch einen Anschlussflug nach Kabul (für 220 US-Dollar) bekommen. Das klappt leider nicht. In Dubai sind 23 Grad und die Sonne scheint. Und Angela Merkel ist auch gerad’ zufällig hier, das steht in den Zeitungen im Presseshop. Dubai! Ich spreche mit ein paar Ausländern am Flughafen. „Wie läuft es hier? Wie viel Geld muss man für ein Hotel ausgeben?“ 150 Dirham (Eurokurs 1:4,80), dafür soll man etwas ganz Anständiges bekommen, steht im Reiseführer von zwei deutschen Mädels, die die Reise hierher bei einem Preisausschreiben gewonnen haben. „150 Dirham, no you cannot get anything for this price.”, meint der indische Taxifahrer. “We have the festival now.” Was für ein Festival? „Shopping Festival. They come from all over the world for this festival.”, sagt er während er mich in einem ziemlich teuren Hotel absetzen will. Eigentlich kann ich das schon von Draußen sehen… Für 700 Dirham kann ich sofort etwas bekommen. Danke. Verärgert steige ich wieder ins Taxi und beschließe mich hier nicht mehr von dem Fahrer austricksen zu lassen. Ich brauche nur ein einfaches Hotel für ein paar Stunden, denn am nächsten Morgen fliege ich doch sowieso schon wieder weiter. Die nächste Ecke: Hier dieses Hotel! „Please stop here, I am gonna have a look.“ Dreamland Hotel, sieht ein bisschen aus, wie ein „Love Hotel“, aber egal. 300 Dirham und ich kann sofort ein Zimmer haben. Zimmer mit eigenem Bad, nicht prickelnd, aber ok. Auf 200 Dirham kann ich noch runterhandeln. Der Taxifahrer wollte unbedingt die ganze Zeit draußen warten. Jetzt verstehe ich warum. Die Taxis sind hier fast genauso teuer wie in Deutschland und für’s Warten bekommen sie auch Geld. Der Zähler läuft dann eben weiter. 30 Dollar will er, 10 hätte ich mir sparen können – gut das nächste Mal. Ziemlich müde schlafe ich erst einmal zwei Stunden bevor ich mich mit meiner Kamera auf den Weg mache. Erinnert mich an Malaysia hier… Ich laufe den ganzen Tag herum und mache Fotos und fühle auch gleich wie die Sonne mir sofort einen leichten Sonnenbrand bereitet. Frisch gepresste Fruchtdrinks gibt es an jeder Ecke und Kebap. Hm, Kebap habe ich doch in Berlin und jetzt hier das Gleiche! Irgendwann hole ich mir trotzdem einen, denn sie sind ja doch ein bisschen anders. Da sitze ich mit einem nigerianischen Businessmann am Tisch und beginne zu verstehen, dass ich jetzt wirklich nicht mehr in Europa bin. Wahrscheinlich ganz gut so mit der Zwischenlandung, bevor ich in Kabul bin – so ist es nur ein Kulturschock auf Raten. Hier gibt es neben den Arabern auch viele andere Leute z.B. aus Indien, Bangladesh, China oder aus afrikanischen Ländern, dazwischen immer wieder Touristen aus Russland und der Ukraine. Einige scheinbar einheimische Mädels laufen ziemlich freizügig herum (ev. auch Gastarbeiterinnen aus den Philippinen). Das hätte ich nicht erwartet, aber das wird mir in Afghanistan nicht passieren. Ab morgen beginnt „der Ernst des Lebens“. Dann kommen die Dari-Wörterbücher zum Einsatz. Um 8 Uhr werde ich abfliegen und zwei Stunden weiter bin ich in Kabul. Vorher gibt es aber noch eine Überraschung im Hotel – Dreamland Hotel. Bei dem Namen eigentlich kein Wunder. Ich bin in einem echten Party-Hotel gelandet. Unten arabische Party und oben im ersten Stock tanzen die Mädels aus Indien. Also, vorne haben die Mädels wie in den indischen Filmen getanzt und rundherum standen Tische, wo die Männer starr da saßen und ab und zu Geld über die Mädchen warfen. Und plötzlich kam dieser verrückte Mann auf die Tanzfläche und warf viele Scheine (aber wahrscheinlich alle mit niedrigem Wert) über die Mädels während er um sie herum tanzte. Schien also eine lustige Show zu sein. Ein Bier kann ich ja nehmen (Kosten 20 Dirham, Eurokurs 1:4,80). Ich setze mich hin. Neben mir ist Jeffrey aus den USA, lebt aber in Ecuador und arbeitet Zivil für die NATO in Afghanistan. Hm. Was für ein Zufall! „Ja!“„…billiges Hotel in Dubai gesucht und hier gelandet, hm?“. „Yes“, meine ich. Jeffrey hat Alkohol verkauft in Kabul und wurde jetzt runtergestuft im Job. Ist nur noch Chief of Staff oder so für die ausländischen Angestellten vom Flughafen. In Ecuador kann er sich auch nicht mehr sehen lassen, denn da hat er es sich mit der Regierung versaut. Ich habe von amerikanischen Flugzeugen gehört, die aus Kolumbien kommen und über die Grenze fliegen und dort Gift gegen Marijuhana versprühen. Ja genau das hat er gemacht, aber hat damit aufgehört, als er mitbekommen hat, dass das das Grundwasser vergiftet und den Kindern der Region schadet (sagt er). Kommt mir vor wie in so einem amerikanischen Rambo-Film hier alles. Und was ist das hier für ein Hotel, frage ich. Die indischen Mädchen sind nicht zum „Kauf“. Ist ja gut so. Kein Problem. Doch er kennt jemanden, der mir trotzdem ein Mädchen besorgen könnte, wenn ich will. Preislage 100 Bucks (US Dollar) für eine Stunde, 200 Bucks für länger. Das lehne ich aber ab. Ist ja nicht unbedingt notwendig. Außerdem bestätigt er noch, dass es in Kabul chinesische Prostituierte gibt. Angeblich bekommen diese pro Monat 600-800 Dollar vom chinesischen Geheimdienst, der ab und zu kompromittierende Fotos und Videos von jemanden braucht oder einmal brauchen könnte. Die Mädchen werden trotzdem stark in Anspruch genommen, meint Jeff. Ok, das sind wirklich interessante Infos. Um drei ist Schluss mit Party in Dubai – Sperrstunde. Gut, dann kann ich noch zwei Stunden schlafen bevor ich zum Flughafen muss.